Aus aktuellem Anlass: ich bin wütend. Und auch verwundert.
Gerade war eine gut aussehende junge Frau bei mir, die mittels Psycho-Kinesiologie ihren Freund endlich (!) und total (!) an sich binden will. Er will sich einfach nicht so richtig festlegen, und in Richtung Ehe ist er nach 4 Jahren schon gar nicht zu bewegen… kann ich bitte helfen? Irgendwie scheint sie immer alles falsch zu machen, er ändert sich einfach nicht.
Warum bin ich wütend? Auf Carola (so nennen wir die Frau jetzt mal) kaum. Ich weiß nur zu gut, wie es sich anfühlt, verrückt nach einem Mann zu sein, und nicht das zu bekommen, was man sich ersehnt.
Nein, stinksauer bin ich, weil es noch so viele Ratgeber, Websites, Coaches, Kurse usw. gibt, die das Bedürfnis von uns zu bedienen uns beizubringen wie wir uns verbiegen oder verhalten sollen, damit wir ihn ja „halten“ und binden können… und DIE Partnerschaft mit ihm zu haben.
Jetzt, wo mir gerade klar wird, dass es eben Alles geben muss, bin ich schon weniger wütend, aber es ist unfassbar was für Spielchen uns verkauft werden, damit wir garantiert den Weg ins Glück mit diesem Mann oder dieser Frau finden. Nichts könnte an der Wahrheit weiter weg sein!
Carola hat mir den Text eines bekannten Beiziehungs-Ratgebers mitgebracht (nein, ich mach jetzt keine Werbung, deshalb kein Namen), der das beliebte „heiß-kalt“ Spielchen empfiehlt. Also: verhalte Dich mal verständnisvoll, zugewandt und liebevoll, und dann bist Du wieder das abweisende Biest. Damit signalisierst Du: Du hast es nicht nötig. So würde man die begehrte Person ganz sicher von sich komplett abhängig machen. Er setzt als Beispiel Napoleon Bonaparte ein, mit dem Josefine wohl so umgesprungen ist (er war verrückt nach ihr).
Ich sage ja gar nicht, dass das nicht bei manchen Menschen funktioniert. Wir sind so programmiert, dass wir das wollen, was rar und selten ist, das gibt uns das Gefühl, es wäre etwas Besonderes. Schließlich sagt der Volksmund nicht umsonst: „Willst Du gelten, mach Dich selten.“ Aber da liegt der Hase schon im Pfeffer. Denn ruhe ich in mir, weiß um meinen Wert, dann nehme ich mir natürlich Zeit, um mir meinen zukünftigen Partner gut auszusuchen.
Dann springe ich nicht bei der ersten whatsapp, nach dem ersten Telefonat oder wenn eine Zeit Kommunikationspause war in seinen oder ihren Schoß. Dann habe ich auch wertvolle Zeit mit meinen Freunden, mir selbst oder meinem Hobby und bin eben nicht immer auf Abruf zur Verfügung. Dieses Verhalten ist dann stimmig für mich, ich bin kongruent mit mir selbst. Mensch, den ich gar nicht bin!
Mache ich aber eine Strategie oder eine Show daraus, so bin ich nicht authentisch und verkaufe dem anderen ja einen Mensch der ich gar nicht bin!
Ich kann also davon ausgehen, falls er die „Lüge“ nicht entdeckt, dass er genau so einen Beziehungspartner an seiner Seite will. Die Frage ist nur: willst Du das? Welche Personen ziehe ich damit an? Unreife, bestenfalls ego-zentrierte, schlimmstenfalls narzisstische Spieler. Die es lieben, sich auf ein Katz-und-Maus Spiel einzulassen. Und die, die selbst gut aufgestellt sind, wollen keinen Partner, der eine Show abzieht (man kann das riechen!) sondern einen authentischen Menschen, der zu sich steht. Spiele in (angehenden) Beziehungen sind eine Maskerade, die sich meines Erachtens nicht lohnt. Sie funktionieren auch nur, wenn keiner von Beiden Personen klar ist.
Mich erinnert das immer ein bisschen daran, als würden wir in unserem potentiellem Partner ein wildes Tier sehen, dass man mit seinen verfügbaren Mitteln (Charme, Aussehen, Strategie…) anlocken und einsperren will. Dann „hat“ man den anderen, und wird böse oder enttäuscht, wenn der sich eingesperrt fühlt. Respekt und Liebe dem Gegenüber fühlt sich für mich anders an. Und auch Respekt und Liebe Dir gegenüber! Du verdienst eine ECHTE Beziehung, mit einem Menschen, der DICH wirklich will, und zwar genau so wie Du bist! (Da gab es schon einmal einen Vlog von mir „Du verdienst es!“, falls Du mehr darüber wissen willst.)
Und wenn Du eben gerade total am Durchdrehen bist, weil es eben DIESER Mensch sein soll, und kein anderer, dann versuche etwas ganz anderes. Mach einfach erst mal nichts. Werde ganz ruhig, und überlege Dir genau, was Dich an diesem potentiellen Partner so fasziniert, obwohl (!) er ja scheinbar gar nicht will. Und ja, er will nicht, denn sonst wärt ihr schon ein Paar. Deine und seine Gründe sind Ausreden (vielleicht mögen sie ja Gründe sein, aber es sind immer noch Ausreden). Du weißt: so geht es nicht, wenn Du (!) Dich nicht änderst, dann wird sich auch euch eure Zweisamkeit nicht ändern. Aber ich schlage Dir einen völlig anderen Wandel vor wie mein Kollege.
Ich glaube der Weg zu einer glücklichen, festen Bindung kann nur über den Weg über Dich selbst gehen. Was meine ich damit? Ich wiederhole immer: wie innen, so außen. Wenn Dir im außen ein Mensch begegnet, mit dem Du gerne zusammen sein möchtest, aber er spürt nicht den gleichen Impuls, und Du möchtest aber trotzdem daran fest halten, dann bedeutet das, dass Du in eine Situation gehst, in der Du darum bittest, geliebt zu werden, statt darauf zu vertrauen, dass Dir das Leben einen Menschen schickt, bei dem kein Bitten nötig ist.
Erstens: Du vertraust dem Leben nicht, dass es Dir jemanden „schickt“ der Dich genauso will wie Du bist. Genau so. Ohne wenn und aber.
Zweitens: Du lässt Dich immer wieder verletzen und abweisen, und hungerst in einem Mangelzustand nach Liebe, in dem Du Dir sagst „Eines Tages wird sie verstehen, dass ich der Richtige bin.“ Oder „Ich schaffe das schon noch dass er/sie mich liebt.“
Was für eine Idee steht dahinter?
Du gehst in Widerstreit mit der Realität: was ist, ist; und was nicht ist, das ist nicht. Aua. Wenn Du Dich gegen die Wirklichkeit stellst, dann tut es immer weh.
Du gehst in einen Mangelzustand: in dem Du völlig im „nicht-haben“ und in der Hoffnung doch irgendwann mal zu haben lebst, ziehst Du weiter „nicht-haben“ an. Ich weiß, das klingt unfair, aber es ist so. Das kann sich nur ändern, wenn Du in die Fülle gehst und Dich selbst mit liebevollen Gedanken und Liebe zur Welt (Deinem Tier, Freunde, Hobby, Arbeit, Natur… was Dir einfällt) nährst.
Egal warum er oder sie sich so verhält: das hat immer etwas mit Dir zu tun. Ja, natürlich gibt es seitens der Seite Deines potentiellen Partners x Gründe, warum das so ist… er ist selbst verletzt worden, ist noch nicht so weit, eine schwierige Kindheit, sein Kind braucht länger Zeit bevor ein neuer Mensch in das Leben tritt, sie ist Spionin und darf sich nicht binden etc. Die Frage bleibt: warum hast Du einen Partner angezogen, der Dich nicht 100% will (das passiert den Besten) UND hältst daran fest? Ich kann Dir versprechen: Du sollst dadurch etwas über Dich lernen. Und Dich dann weiter entwickeln. Damit meine ich eben nicht, dass Du Dich soweit optimieren sollst, damit Dein potentieller Partner Dich endlich „will“! Es geht mir eher darum dass Du Dich ernsthaft damit auseinandersetzt, was Dich in diesem Mangelzustand hält. Und aus dieser Krise so viel über Dich lernst, dass Du selbst stark bist. Mit oder ohne Partner.
Was für Glaubenssätze können dies sein, die Dich in diesem Zustand gefangen halten?
Diese vielen Möglichkeiten der Muster allesamt aufzulisten oder zu untersuchen würde den Rahmen sprengen. Nur damit Du eine Idee (und vielleicht ein Aha) bekommst was ich meine:
„Ich bin nicht gut genug um wirklich Liebe zu verdienen.“ „Liebe ist Leiden – je mehr ich leide, desto mehr liebe ich.“ „Ich muss mich anstrengen, um Liebe zu bekommen.“ „Nichts fällt einem einfach so in den Schoß, man muss dafür arbeiten!“ „Bei Papa / Mama hab ich auch immer um seine / ihre Aufmerksamkeit und Liebe gebettelt, ich denke das ist so richtig.“ „Ich bin zu dick / hässlich / anstrengend / alt (…) damit sich ein wirklich toller Mensch für mich interessiert!“ Und viele mehr.
Die meisten dieser Muster, Überzeugungen und Glaubenssätze haben wir unterbewusst abgespeichert, d. h. sie dürften Dir bekannt vorkommen, aber dass Du sie innerlich zu Deinem Gesetz machst, das ist Dir vielleicht entgangen. Oder Du warst Dir über die Auswirkungen nicht klar. Das Gemeine ist, dass es leider auch ganz viele versteckte gibt, an die Du nur über Dein Unterbewusstsein heran kommst.
Das Wunderbare ist, dass Du jetzt die Möglichkeit hast, diese Konditionierung zu heilen. Der erste Schritt ist, dass Du Dich ehrlich selbst befragst, und Deinen versteckten Glaubenssatz (meistens sind es mehrere) findest. Spannend, denn wenn Du erst mal einen hast, wie z.B. „Bei Papa / Mama hab ich auch immer um seine / ihre Aufmerksamkeit und Liebe gebettelt, ich denke das ist so richtig.“, dann erschnüffelst Du als Konsequenz daraus meistens noch viel tiefere, wie beispielsweise „Ich bin es nicht wert geliebt zu werden.“
Wenn Du nicht selbst dahinter kommst (das kann manchmal schwer sein, schließlich will Dich Dein Unterbewusstsein schützen, denn alle Muster haben etwas mit alten Wunden zu tun), dann bitte einen guten Freund oder eine gute Freundin um Rat. Meditiere. Oder versuche mit Hilfe von Psycho-Kinesiologie tiefer an Deine Wahrheit zu kommen.
Viel Erfolg dabei!